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Mein Senf zu Israel

Ach du lieber Gott - Jerusalem mit und ohne (Feiertage)

Updated: Oct 26, 2020

In Jerusalem geht es hoch her, besonders im religiösen Sinne. Die einen geraten in Verzückung, die anderen werden demütig, fanatisch, erleuchtet oder nervös, und alle zusammen werden andächtig! Ob sie wollen oder nicht. Manchmal mehr, manchmal weniger! Dabei kommt es darauf an, in welche Zeit man gerät, in die der Feiertage oder genau dazwischen.

Im Moment ist Feiertag vom Feiertag. Pessach, Ostern und Mohammeds Himmelfahrt sind vorbei, doch Pfingsten, Ramadan und Schawuot stehen vor der Tür. Die Pilgerwellen sind abgeebbt, die heiligste aller Städte ist nicht in einen, aber in ihren ganz speziellen Normalzustand zurückgekehrt. Und in all dieser verrückten Normalität gibt es, immer noch, genügend Gründe, hektisch die Kamera aus dem Rucksack zu ziehen, bevor der Augenblick vorbei ist und die Motive außerhalb des Bildrandes verschwunden sind.

Einige dieser stimmungsvollen Aufnahmen aus dem Jerusalem der letzten Wochen möchte ich Euch in diesem Blog zeigen:

Wenn man früh am Morgen am Jaffator steht und wartet, kann man sicher sein, dass sich irgendwann das Fotografieren lohnt. Es kommen christliche Schulkinder vorbei, in dunklen Uniformen und mit Rucksäcken, fast so groß wie sie selbst. Hinter den russischen Pilgerinnen flattern die Zipfel der Kopftücher, die unwissende Touristin trägt kurze Hosen, bis das ununterbrochene Anstarren in der Altstadt sie in die Knie bzw. in den nächsten Kleiderladen zwingt, und ultraorthodoxe Juden eilen alles andere als gemäßigten Schrittes zum Morgengebet an die Klagemauer.

Jerusalem, Jaffator

Wer an der Klagemauer in sich gehen will, hat es nicht leicht. Meist ist die heiligste Stätte des Judentums dicht umlagert. Die Geräuschverteilung ist dabei geschlechtsuntypisch. Aus dem Männerareal erschallen lautstark disharmonische Gebetsmelodien, während bei den Frauen Ruhe herrscht. Man teilt Gott die Bitten lieber im Flüsterton mit.

Manchmal hat man Glück und gerät in ein Zeitfenster zwischen den Gebeten, in dem selbst die uralten Quader der Mauer ein Nickerchen zu machen scheinen.

Jerusalem, Klagemauer

Während es sich bei den Männern so anhört, als ob man gerade mit Gott an die Börse gegangen wäre, überwiegen bei den Frauen die emotionalen Töne. Es kommt häufig vor, dass Tränen fließen, geklagt, geschluchzt und gestöhnt wird. Das hat seine Gründe, schließlich geht es nicht nur um die Zwiesprache mit Gott, sondern dabei oft genug auch um die sehnsüchtigsten Wünsche und die letzten Hoffnungen für die, die man liebt und für sich selbst.

Jerusalem, Klagemauer

Auch wenn Ostern vorbei ist, hat man gute Chancen, in den Straßen Jerusalems der ein oder anderen Hochwürden zu begegnen. Wie hier in der griechsch-orthodoxen Prozession zur Grabeskirche. Unter all den Weißbärtigen, die den Abzeichen nach Erzbischöfe sind, auch der von Tabor, Methodios (ganz rechts). Übrigens, das Amt des Erzbischofs von Tabor bekleidete auch Theophilos III., bevor er 2005 zum griechisch-orthodoxen Patriarchen Jerusalems wurde.

Jerusalem, griechisch-orthodoxe Prozession

Und in der Grabeskirche selbst geht es weiter mit der Kirchenelite, denn vor dem Salbungsstein kniet kein Anderer als Francesco Patton, seit Mai 2016 der lateinische Kustos (Wächter) des Heiligen Landes.

Jerusalem, Grabeskirche, Francesco Patton am Salbungsstein

Oben auf dem Dach der Grabeskirche trifft ein schönes Paar aufeinander. Der eine weiß gewandet, der andere schwarz gekleidet. Der eine ist Mönch aus Äthiopien auf Pilgerreise in Jerusalem, und der andere Mönch des äthiopischen Klosters auf dem Dach der Grabeskirche.

Ich habe die beiden dabei fotografiert, wie der eine den Bruder im Heiligen Land für die Daheimgebliebenen ablichtete...

Jerusalem, Dach der Grabeskirche äthiopisches Kloster

Und da die beiden ein Bild von sich zusammen wollten, wurde ich darum gebeten, diesen Moment festzuhalten.

Gerne doch!

Jerusalem, Grabeskirche äthiopische Mönche, fotografiert von Tom Sichelschmidt

Ramadan naht mit Riesenschritten. In genau einem Monat ist es soweit, und die Stadt bereitet sich langsam auf das Fasten bei Tag und Feiern bei Nacht vor.

Jerusalem, Ramadan steht vor der Tür

Und nach all dem Religiösen etwas zur Stärkung! Wie wäre es mit Mutabak? Klingt wie etwas zum Rauchen, doch es handelt sich um Blätterteigtaschen, die wahlweise mit Schafskäse oder gehackten Nüssen gefüllt werden und nach dem Backen ein Bad im Zuckersirup bekommen.

Bis es jedoch soweit ist, wird der Teig hauchdünn ausgerollt, beziehungsweise geschlagen, so dünn, dass man durch ihn hindurch Zeitung lesen kann... Na ja, fast! Auf jeden Fall darf man das, was da geschieht, getrost als Küchenakrobatik bezeichnen.

Jerusalem, Mutabak-Bäcker

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